Die Wunderübung
von Daniel Glattauer
Und wieder spielt die Freie Bühne Wendland mit der „kleinen Form“: Nach „Der Junge im Bus“ und „Der DU“ nimmt sich die wendländische Theatertruppe „Die Wunderübung“ von Daniel Glattauer vor. Im Rahmen der „Kulturellen Stadtpartie“ hatten Carolin und Uwe Serafin und Gero Wachholz von der Freien Bühne in der alten Jeetzel Buchhandlung D. Glattauers Beziehungskomödie „Die Wunderübung“ in Form einer Lesung zum Besten gegeben. Die Geschichte um ein zerstrittenes Ehepaar und ihren Paartherapeuten sorgte für jede Menge Wiedererkennungsgelächter im Publikum, so dass sich die Akteure schon gleich nach dem tosenden Schlussapplaus entschieden: das bringen wir als „richtiges Theaterstück“ auf die Bühne!
Das heillos zerstrittene Ehepaar Dorek macht einen letzten Versuch, seine Beziehung mithilfe des Paartherapeuten Harald zu retten. Dieser diagnostiziert den beiden „eine außergewöhnlich lebendige Streitkultur auf hohem Niveau“, doch mit seinen harm- und hilflos wirkenden Wohlfühlübungen kann er nur scheitern. Da fliegen die Sticheleien und Beschimpfungen wie Wurfmesser durch den Raum und treffen immer. Schließlich kennt man sich und weiß wo es am wehesten tut. Der Triumph der gegenseitigen Bloßstellung und Demütigung ist der einzig mögliche Gewinn. Als gegen Ende der Therapiesitzung die Beziehung endgültig gescheitert und verloren scheint, greift der Therapeut zu einem verblüffenden Manöver…
Genüßlich seziert Daniel Glattauer in seinem Stück, dessen umjubelte Uraufführung in Wien weit über hundert Vorstellungen erlebte, die Kommunikationsstörungen des ganz normalen Beziehungswahnsinns. Er macht sich lustig über klischeehafte Geschlechterrollen, immer gleiche Ehekrachmuster, über wichtigtuerisches Psycho-Sprech. Dabei bleibt er seinen Figuren immer liebevoll verbunden, nie liefert er sie wohlfeilem Hohngelächter aus. Es ist ein befreiendes Lachen der Selbsterkenntnis, das dieser intelligente Komödienautor uns beschert.
(Ein besonderer Clou: das zerstrittene Ehepaar Dorek wird in der wendländischen Version von einem echten Ehepaar gespielt! Wieviel von Glattauers Stück die Serafins aus ihrem eigenen Ehealltag kennen, soll allerdings deren Geheimnis bleiben…)
Fotos: Marion Kollenrott